Quelle:
http://www.main-rheiner.de/region/objek ... id=2391758
"Saga" bietet eine Reise durch die Zeit
Kanadische Superband begeistert alte Fans und gewinnt neue im Dexheimer Weingut Weyell
Michael Sadler, der charismatische Sänger der kanadischen Band "Saga", fegt über die Dexheimer Bühne und führt die Fans durch die Rockgeschichte.
Foto: hbz/Michael Bahr
Vom 22.05.2006
DEXHEIM Erneut ist es Wolfgang Weyell gelungen, mit "Saga" echte Diamanten der Rockgeschichte in die Provinz zu holen. Und die fünf Kanadier, die sich ihre Sporen in Deutschland bereits in den 80er Jahren verdienten, bringen den restlos ausverkauften Hof Weyells zum Kochen.
Von
Christopher Mühleck
"Das Beste am Touren sind nicht die Hotels, die Städte oder irgendwelcher Firlefanz. Es sind die zwei Stunden mit euch", schleudert Sänger Michael Sadler in den voll besetzten Hof des Weingutes Weyell. Und die Resonanz aus dem mit der Band in die Jahre gekommenen Fan-Block zeigt: "Saga" ist schon vor langer Zeit in Deutschland angekommen. Aber in Dexheim erwacht die alte Liebe zu neuer Dynamik. Zu sphärischen Klängen wandeln die Rock-Wiedergänger auf die im gleißenden Licht erhellte Bühne. Offenes Hemd, polierte "Platte" und ein fester Griff ans Mikro: Michael Sadler herrscht über die Bühne, wie ein gekrönter König, dessen Zepter eben gut eineinhalb Meter lang ist. Sieben Keyboards, 16 Boxen und all das martialische Bühnenbollwerk, das man eben braucht, wenn Rock´n´Roll angesagt ist. Höllische Gitarrenklangwände richten sich vor dem bereits beim ersten Stück frenetisch jubelnden Publikum auf, während diabolisches Keyboardgewitter dagegen brandet. Wie das Unwetter, das kurz zuvor noch den Himmel verdunkelte und auf die Bühne niedergegangen war, blitzt und donnert nun "Saga" in die Gehörgänge der Jünger, die dem Rock-Hohepriester Sadler und seinem Zeremonienensemble die Worte förmlich aus dem Mund zu reißen schienen.
"Das ist supergeil: Ich war 1983 auf dem Konzert in Frankfurt. Das ist erst mein zweites Konzert von `Saga`, eine echte Reise in die Vergangenheit. Ich kann gar nicht glauben, dass die hier in einem Weingut spielen", ist Christoph Topp aus Mainz restlos begeistert. Der 38-Jährige sucht gerade seine Freunde, mit denen er ein Revival des Konzertbesuchs vor 20 Jahren feiern will, während sich die klanggewaltige 80er-Dampfwalze ihren Weg durch die Zeit bahnt. Klassiker, Hits und zwei neue Stücke vom aktuellen Album verzücken ein Auditorium, das von ganz jung bis ganz alt reicht. Immer wieder fegt das jubilierende schwarz-weiße Tasteninstrument, das in mannigfaltiger Ausführung auf der Bühne thront, zum Sound über die Bühne, der den "Neo-Prog" prägte. Wenn der Moog-Synthesizer die Klänge in andere Dimensionen entführt und über allem die messerscharfe, hochfrequente Stimme Michael Sadlers liegt, dann dürfen die Fans träumen. "Are you ready to party?" Worauf Sadler sich verlassen kann. Und als mehrere Schlagzeugstaffetten und fliegende Luftballons zu einer sehr kurzen Ode auf den Motörhead-Klassiker "Ace of Spades" Augen und Ohren beglücken, gibt es kein Halten mehr. 90 Minuten Saga wirken wie die Ewigkeit - und das wissen die am besten, die sie gesehen haben. "Ich kannte sie vorher gar nicht. Aber das hier, das ist sehr gut. Ich bin vollends begeistert", lacht Lara Schwab aus Alsheim, die sich zusammen mit einer Freundin im Rhythmus wiegt. Vielseitig, geradeaus, laut und mit gehörig Dampf unter der Haube. Das ist "Saga" des Jahres 2006.